Aufbruch - anders besser leben
aber wie?
Unser Manifest

Unser Manifest

Der Basistext zum Zukunftsweg

„Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.“
Thomas Morus

► Erinnerung

Es gibt auffallende Widersprüche zwischen unserem Wissen, unseren Idealen und unserer Lebensweise.

Wir wissen:
die Weltwirtschaftsordnung ist nicht gerecht, solange sie die Kluft zwischen Reichen und Armen immer weiter aufreißt;
unser Pro-Kopf-Verbrauch an Lebensmitteln, Energie und Rohstoffen lässt sich nicht auf alle Menschen weltweit übertragen und ist nur zu Lasten der Armutsländer möglich;
die internationale Politik wird hauptsächlich von kapitalistischen Interessen, ideologischer Vorherrschaft und militärischer Gewalt bestimmt;
diese Art der Globalisierung erzeugt - je länger umso mehr - Hass und Terrorismus.
Das alles wissen wir, auch wenn wir es immer wieder verdrängen - verständlicherweise.Und zugleich glüht noch immer in uns die Vision einer friedlichen, gerechten und armutsfreien Weltgemeinschaft.
Im Grunde möchten wir solidarisch leben, denn nur das ist zukunftsfähig.

Wir wissen:
durch unsere Abgase wird das Klima auf der Erde in dramatischer Weise verändert und die Ozonschicht fortschreitend zersetzt;
riesige Wälder werden für uns abgeholzt oder von unseren Schadstoffen krank gemacht;
infolge unserer bisherigen Lebensweise werden Tiere gequält und zahllose Tier- und Pflanzenarten ausgerottet.
Wir möchten im Grunde ökologisch leben, denn nur das ist zukunftsfähig.

Wir wissen:
in den Lebensmitteln aus konventioneller Landwirtschaft und industrieller Produktion werden immer wieder schädliche Substanzen nachgewiesen;
Allergien, Krebs und andere System-Erkrankungen nehmen zu;
viele Menschen arbeiten zu viel, während sehr viele andere keine bezahlte Arbeit bekommen;
das Überangebot an Unterhaltung und Information macht uns passiv und lenkt uns vom Wesentlichen im Leben ab.
Unsere Sehnsucht nach einem guten und sinnerfüllten Leben wird so nicht gestillt.
Im Grunde möchten wir gesund an Leib und Seele leben, denn nur das ist zukunftsfähig.

Wir wissen:
Die Erde ist begrenzt. Aber durch unsere Lebensweise verbrauchen wir in den reichen Industrieländern den größten Teil der knapper werdenden Rohstoffe und produzieren den weltweit größten Anteil an umweltschädlichen Stoffen, an giftigem und an radioaktivem Müll. Doch zugleich haben wir den Wunsch, unsere Zukunft nicht zu verbauen und unseren Kindern, Enkeln und allen zukünftigen Lebewesen nicht zu schaden.
Wir möchten im Grunde nachhaltig leben, denn nur das ist zukunftsfähig.
Wenn das so ist, dann wollen wir konsequenter tun, was wir wissen, deutlicher wahrnehmen, was wir empfinden, und mutiger umsetzen, was wir erträumen.

Eine andere, bessere Lebensweise kann nicht von oben verordnet, sie kann nur von uns selbst verwirklicht werden. Deshalb möchte die Initiative "anders besser leben" dazu anregen, alleine oder in Verbindung mit Gleichgesinnten weitere Schritte in eine zukunftsfähige Lebensweise zu gehen. Mit "anders besser leben" meint die Initiative nicht "moralisch besser", sondern "glücklicher", weil mehr im Einklang mit den eigenen Idealen, mit der Mitwelt und mit den Interessen der zukünftig Lebenden. Es geht uns nicht um Verzicht, sondern um Befreiung aus einem überholten Kulturmuster, nicht um Verlust, sondern um Gewinn an Lebensqualität.

Mit der Betonung unserer Eigenverantwortung will unsere Initiative keineswegs die PolitikerInnen aus ihrer Verantwortung entlassen. Vielmehr wollen wir an der grundlegenden Umgestaltung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Nachhaltigkeit und Solidarität mitwirken und dabei die neuen zivilgesellschaftlichen Politikformen stärken. Wo von nichtstaatlichen Organisationen (NGOs), Protest-Bewegungen wie Greenpeace oder attac, von Gewerkschaften, Jugendverbänden oder Kirchen Forderungen nach Zukunftsfähigkeit erhoben werden, wollen wir sie unterstützen. Indem wir für Konsequenzen im scheinbar privaten Bereich werben, verstehen wir unsere Initiative als notwendige Ergänzung zu den wichtigen Aktivitäten im politischen Raum.

Unser Motto dabei:
Wer politische Forderungen stellt, ohne sein eigenes Leben zu verändern, wird zum Heuchler; wer nur sein eigenes Leben verändert, ohne sich für politische Veränderungen einzusetzen, bleibt ein Träumer.

► Einladung

Wir können:
unser privates Konsumverhalten schrittweise überprüfen und ökologisch umgestalten
unser Sozialverhalten verstärkt an Solidarität und Zusammenarbeit ausrichten
eine geistige Orientierung jenseits des Materialismus suchen.

Unter Handlungsschritte geben wir zahlreiche konkrete Beispiele für eine zukunftsfähige Lebensweise. Sie sollen weder ein vollständiges Programm darstellen, noch meinen wir, dass jeder alle Punkte verwirklichen kann. Es sind Handlungsmöglichkeiten, aus denen jeder in Eigenverantwortung, im eigenen Tempo und je nach eigener Lebenssituation wählen kann. Die Umwandlung der eigenen Lebensweise in Richtung Zukunftsfähigkeit ist keine Frage eines verschärften Verhaltenskodex, sondern ein Bewusstseinsprozess. Es geht dabei nicht um ein schlechtes oder ein gutes Gewissen, sondern um ein waches Gewissen, das angehört werden will. Und es geht um einen langen Weg, auf dem es Fortschritte, Rückschritte, Stillstand und immer wieder neuen Aufbruch geben kann - auch für die, die schon weit gegangen sind.

Widerstände und Widersprüche, die in uns und bei anderen auftauchen, wollen wir ernst nehmen. Niemand ist auf diesem Weg perfekt, es gibt dabei kein "besser" oder "schlechter" als andere. Aber wir können uns auf diesem Weg weiterentwickeln, unsere Kreativität entfalten, Spaß haben, neuen Genuss entdecken und verschüttete spirituelle Weisheiten wieder entdecken. Indem sich "Aufbruch"-Gruppen bilden oder die Aufbruchgedanken in bestehende Gruppen hineingetragen werden, können wir die aufkommenden Fragen und notwendigen Veränderungen im Austausch mit Gleichgesinnten angehen.Wenn viele das tun, was möglich ist, dann kann daraus das heute noch scheinbar Unmögliche enstehen: eine gesellschaftliche Bewegung, die uns weiterführt in eine neue, zukunftsfähige Kultur.
Wenn viele das tun, was möglich ist, dann kann daraus das heute noch scheinbar
Unmögliche enstehen: eine gesellschaftliche Bewegung, die uns weiterführt in eine
neue, zukunftsfähige Kultur.

► Ermutigung

Wir brauchen nicht bei Null anzufangen.
Vieles bewegt sich parallel und manches könnte sich bündeln, damit wir eine ‘kritische Masse’ werden.

Schon bisher gab es breite Bewegungen für eine alternative Kultur:
die Frauen-, die Friedens-, und die Umwelt-Bewegungen, Eine-Welt-Solidarität oder die Alternativ-Bewegung mit ihren vielfältigen Gemeinschaftsprojekten. Deren Auswirkungen sind keineswegs vergangen, nur weil man sie nicht mehr so oft auf der Straße sieht. Empirische Studien haben gezeigt, dass in den USA, ebenso wie in Deutschland und im übrigen Europa jeweils viele Millionen Menschen eine Neuorientierung ihrer Lebensweise wollen und teilweise bereits verwirklichen, die sogenannten “Cultural Creatives”. Neben sozialen und ökologischen Werten spielen Orientierungen an Spiritualität und innerem Wachstum eine herausragende Rolle. Die meisten dieser Menschen fühlen sich allerdings gelähmt, weil sie meinen, sie seien isoliert, ohnmächtig und viel zu wenige. Dieses frustrierende Gefühl kann durch Kommunikation und Vernetzung überwunden werden.

Es gibt darüber hinaus auch organisierte weltweite Aufbruchs-Bewegungen:
Der "Konziliare Prozess" für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung hat weltweit christliche Kirchen und Gruppierungen erfasst. Die Umsetzung der Agenda-21-Ziele (von der UN-Konferenz 1992 in Rio de Janeiro) reicht bis hinunter auf die kommunale Ebene. Die großen nicht-staatlichen Organisationen (NGOs), die Erd-Charta-Bewegung, das Welt-Ethos-Projekt der Weltreligionen werden von Millionen Menschen unterstützt.

Besonders ermutigend ist der große Zulauf zu dem internationalen Netzwerk Attac. Und der international vernetzte Protest gegen die neoliberale Globalisierung ist, entgegen dem bisherigen Bild in der Öffentlichkeit, zugleich eine Bewegung für eine “Globalisierung von unten”.

Schon länger breitet sich ein neues Weltbild aus:
In mehr und mehr Wissenschaftsbereichen finden sich Ansätze zu einem systemischen, ganzheitlichen Denken. Es trägt zu einem neuen Verständnis des Menschen bei. Die Natur wird nicht mehr als zu beherrschendes Gegenüber verstanden, sondern wir Menschen als ihr integraler Teil, als Zellen in einem erdumspannenden Lebensnetz.

Mit einem solchen Bewusstsein brauchen wir keine ethischen Appelle mehr, sondern wollen ganz selbst-verständlich anders leben als bisher: solidarisch, ökologisch, gesund, nachhaltig, und so: zukunftsfähig.

► Bewegung

Aufbruch in eine zukunftsfähige Lebensweise

Die Initiative "anders besser leben" ging aus dem Netzwerk Ökumenischer Basisgruppen und von Initiativen und Vertretern der ökologischen Gemeinschaftsbewegung hervor. Sie vernetzt inzwischen Menschen aus verschiedenen sozialen Bewegungen und ganz unterschiedlichen Weltanschauungen. Sie kooperiert mit zahlreichen Nicht-Regierungs-Organisationen, z.B. mit der "Ökumenischen Initiative Eine Welt" oder der österreichischen Organisation SOL. Ideell unterstützt wird sie von den unterzeichneten Personen und Organisationen.

Eine Basis-Bewegung "Aufbruch" entfaltet sich allmählich, indem sich örtliche "Aufbruch"-Gruppen bilden (Kontaktadressen siehe Regionalgruppen) bzw. bestehende Initiativen sich regional und bundesweit vernetzen. Der Trägerverein der Initiative bietet dazu unterstützende Seminare und Materialien an. Gemeinsam mit nahe stehenden Bewegungen sollen Feste der neuen Kultur, Treffen zur gegenseitigen Verständigung und Inspiration, Zukunftswerkstätten oder öffentliche Ereignisse organisiert werden.

Geplant ist keine allgemeine Unterschriftensammlung auf der Straße, sondern die Aktivierung derer, die im Grunde anders, d.h. zukunftsfähig leben wollen. Das Spektrum der angesprochenen Menschen reicht von den Mitgliedern politischer und ökologischer Netzwerke wie der Verbände für Umwelt und Entwicklung bis hin zu gesellschaftlich engagierten kulturellen, spirituellen und therapeutischen Gruppen.

Besonders wichtig sind uns die vielen nicht-organisierten Einzelnen, die anders leben wollen, sich dabei aber isoliert vorkommen. Alle, die sich schon im Aufbruch befinden, sind aufgerufen, ihre eigene Vision einer zukunftsfähigen Lebensweise einzubringen. Wir sind zuversichtlich, dass eine breite Bewegung entstehen wird, die unser Bewusstsein und unsere Lebensweise tiefgreifend verwandeln kann.

Die Zeit ist reif für einen Aufbruch aus Gewohnheit, Verdrängung und Resignation.

Dialogpartner

www.aufbruch-anders-besser-leben.de
09.12.2024
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